WAZ-Bericht: Hellen Niemann zeigt hohes ehrenamtliches Engagement

 

 

Andreas Vogel



(vo) Im deutschen Tischtennissport sind Frauen eher rar gesät, nur 23 Prozent beträgt der weibliche Anteil im Deutschen Tischtennis-Bund (wobei die Zahlen sogar seit Jahren rückläufig sind). Doch in den Verbänden und Vereinen gibt es auch positive Beispiele wie Hellen Niemann (MTV Vorsfelde). Das Credo der 37-jährigen Tischtennisenthusiastin:

 

„Meine Ehrenämter und mein Beruf als Lehrerin helfen dem Tischtennis-Sport, sich in Wolfsburg weiter zu stärken“.

 

Im Alter von 10 Jahren überredete ihr Bruder Hendrik sie zu einer Teilnahme an den „Mini-Meisterschaften“ des MTV Vorsfelde. Fortan ließ Hellen Niemann die Begeisterung für den kleinen Zelluloidball und heutigen Plastikball nicht mehr los. Schnell wurde sie in der MTV-Tischtennissparte heimisch. Im Damen-Tischtennis führte ihe sportliche Karriere beim MTV bis in die Bezirksoberliga. Aktuell gibt es leider nur noch drei aktive Tischtennisspielerinnen beim MTV, zu wenig für eine reine Damenmannschaft. Daher schlägt Niemann in der 7. Herrenmannschaft (Kreisklasse) auf und fungiert hier auch als Mannschaftsführerin. Unvergessen bleibt Niemann ihr erster Punktspieleinsatz im Erwachsenenbereich:

 

„Mein erster Gegner war ausgerechnet mein damaliger Lehrer Günter Donath vom Ratsgymnasium, der für den TSV Ehmen aufschlug. Das hat mich damals ganz schön nervös gemacht“. Mittlerweile ist es so, dass Niemann als Lehrerin selbst gegen ihre Schülerinnen und Schüler spielt. Nach ihrer Studienzeit in Osnabrück konnte sie ihr Referendariat 2012/13 im Phoenix Gymnasium in Vorsfelde quasi vor der Haustür absolvieren.

 

Seit 7 Jahren unterrichtet Hellen Niemann, mittlerweile als Studiendirektorin, am Albert-Schweitzer-Gymnasium (ASG) in Westhagen die Fächer Geschichte, Kunst und Darstellendes Spiel. Als Koordinatorin für den Ganztagsbereich gehört sie am ASG inzwischen zur erweiterten Schulleitung. Tischtennis und Schule verbindet sie seit ihrer Zeit als Referendarin, indem sie immer eine Tischtennis-Schulmannschaft des ASG für den Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ meldet und sie richtete bereits zweimal den Orts- bzw. Bezirksvorentscheid für diesen Wettbewerb aus. Niemann betont: „Dabei liegt mir Kooperation mit anderen Schulen am Herzen, damit die Freude am Sport für die Kinder durch solche Wettbewerbe steigt“.

 

Im Tischtennis bekleidete Hellen in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Ehrenämter. Begonnen hat ihr Engagement mit dem Erwerb des C-Trainerscheins als sie 18 Jahre alt war. Sie trainierte sowohl Vereinskinder als auch die Jugendgruppe des Stadtkaders. Später erweiterte sie ihre Qualifikation mit dem B-Trainerschein (Gesundheitssport). Von 2012 – 2015 war Niemann als Jugendreferentin im Tischtennis-Stadtverband Wolfsburg bis zu dessen Auflösung 2019 aktiv. Dabei richtete Niemann zahlreiche Turniere (Ranglisten/Stadtmeisterschaften) und die Stadtentscheide der Minimeisterschaften selbst aus. Zudem ist Niemann Spielleiterin der Jugend-- und Schülerligen.

 

2014 wurde Niemann zur Spartenleiterin beim MTV Vorsfelde gewählt, da ihr Vorgänger Karl-Heinz Hörnich nicht wieder kandidierte.

 

Seit 2015 ist Niemann zusammen mit Ralf Michaelis (ehemaliger Lehrer am Ratsgymnasium Wolfsburg) im Beirat „Lehre“ beim TTVN u.a. für die Trainerausbildung und die Qualitätsentwicklung zuständig.

 

Einen besonderen Schwerpunkt stellt für Niemann die Gewinnung und Förderung von Kindern und Jugendlichen für den Tischtennissport dar. Gut unterstützt wird sie beim MTV Vorsfelde von ihren Vorstandskollegen Markus Stolz (Jugendwart), Ralf Gönner (Sportwart), Konrad Köllner (Hobby-Gruppe) sowie zahlreichen weiteren ehrenamtlichen Helfern. „Wir arbeiten als Team sehr gut zusammen und meistern das Tagesgeschäft genauso gut wie Sommerfeste und Familienturniere“, lobt Niemann. Für die Zukunft hat sich Niemann insbesondere die Wiederaufnahme des regulären Punktspielbetriebes nach der Lockdown-Zeit und dabei auch die Förderung von Mädchen im Tischtennissport auf die Fahne geschrieben. Niemann hebt hervor: „Schon vor Corona mussten wir in den letzten 3 Jahren einen stagnierenden Trend bei den Zahlen der Tischtennis- Kinder feststellen. Daher hat der MTV seit zwei Jahren eine zusätzliche eine Trainingszeit für Anfänger*innen ab 6 Jahre an jedem Samstagvormittag eingeführt“.

 

Als Zukunftsidee schwebt Niemann die Einführung von Trainingszeiten vor, in denen Mädchen unter sich spielen können. Das könnte eine entscheidende Rolle übernehmen, um die Quote der Spielerinnen anzuheben.

 

Durch den Lockdown ab November musste dieses Training wie alle anderen Trainingszeiten und auch der komplette Punktspielbettrieb wieder unterbrochen bzw. –abgebrochen werden. Niemann gelang es aber im März 2021 einen Antrag bei der Stadt Wolfsburg zu stellen, wodurch das MTV-Training als Individualsportart unter strengen Hygienebedingungen zumindest wieder eingeschränkt möglich wurde.

 

Hellen Niemann ist als junge Mutter zusätzlich beschäftigt, denn im Dezember 2020 erblickte das Wunschtöchterchen Lara Liv das Licht der Welt. Sie sieht sich dabei gut organisiert: „Letztlich ist alles eine Frage der Organisation. Ehrenämter sind eine wichtige Säule der Gesellschaft, meinen Beitrag dafür kann ich nicht einfach so aufgeben. Mein Kind werde ich also mitnehmen, wenn ich für andere Kinder das Tischtennistraining leite. Jedenfalls hoffen alle Tischtennisspieler, dass ab September der Sport wieder unter Normalbedingungen weitergehen kann“.